Literatur & Medien

Kinder- und Jugendliteratur

Ondjaki: Bom dia camaradas

Informationen zum Buch
Sachgebiet:Kinder- und Jugendliteratur
Inhalt:\"Sag mal, Genosse Antonio, findest du´s nicht besser, dass unser Land frei ist so wie jetzt?\" Mit dieser Frage will der zwölfjährige Ndalu den Koch der Familie aus der Reserve locken, aber der antwortet meist nur mit geheimnisvollem Lächeln. Ndalu kennt die Kolonialzeit in angola bloß aus Erzählungen. Doch bald beschäftigen ihn ganz andere Dinge: Er soll im Radio zu hören sein, und außerdem kommt seine Tante aus Portugal zu Besuch und bringt bestimmt jede Menge Geschenke mit. Und dann gibt es auch noch das Gerücht, dass eine Bande einen Überfall auf seine Schule plant. (zitiert nach dem Buchklappentext).
Verlag:Reihe Baobab beim NordSüd Verlag
Erscheinungsjahr, -ort:2006, Schweiz
ISBN:3-314-01514-3
Auflage:1.
Bemerkung:Rezension von Verena Stössinger:
Zwölf Jahre alt ist Ndalu, der in Luanda wohnt, der Hauptstadt von Angola. Und ihn beschäftigt vieles, was gleichaltrige Jungen auch bei uns beschäftigt: Die Schule, seine Position in der Schü-lerclique, Familienrituale, die Geschenke der Tante aus dem Ausland, Spiele und Abenteuer (der drohende Überfall einer Gruppe, die „Leerer Sarg“ heisst, etwa). Und doch ist die Gesellschaft, in die er hineinwächst, eine ganz andere als die unsrige. Eine weit unsicherere und ärmere, und auch eine deutlich reglementiertere. In Angola herrscht noch immer Krieg und die sozialistische Ge-sellschaft ist nach dem Abzug der Portugiesen erst im Aufbau begriffen – es ist wohl Mitte der Achtzigerjahre; die FAPLA, die angolanische Volksarmee, ist allgegenwärtig und die gesell-schaftlichen Strukturen und die öffentliche Rhetorik erinnern etwa an die ehemalige DDR: Lehrer und Vorgesetzte sind „Genossen“, am 1. Mai wird eine sorgfältig inszenierte Parade abgehalten, die SchülerInnen tragen dazu Uniform, und viele Waren gibt es nur auf Bezugsschein. Der Ro-man schafft es, uns diese fremde Welt nahe zu bringen; er braucht jedoch Leserinnen und Leser, die sich durch das manchmal steife Pathos und die etwas umständliche politische Korrektheit nicht irritieren lassen. (zitiert nach http://www.sikjm.ch/d/rezensionen/datenbank/datenbankprint.php?id=902)


Rezension von Christine Tresch
Von 1975 bis 2002 steckte das westafrikanische Land Angola in einem erbitterten Bürgerkrieg, der eine halbe Million Menschenleben forderte und fast so viele Menschen ins Exil trieb. Der angolanische Autor Ondjaki, mit richtigem Namen Ndalu de Almeide, ist während des Bürgerkriegs in der angolanischen Hauptstadt Luanda aufgewachsen. In “Bom dia camaradas” erzählt er in lockeren Episoden aus seiner Kindheit in den Achtzigerjahren. Ein korruptes Einparteiensystem ist an der Macht, Nahrungsmittel erhält man nur mit Lebensmittelkarten, in der Schule unterrichten kubanische LehrerInnen und morgens muss die Nationalhymne gesungen werden.
Der Icherzähler Ndalu wächst in einer intakten Mittelklassfamilie auf. Den Bürgerkrieg erfährt er indirekt: Auf den Verkehrsachsen gibt es viel Militär, ab und zu sind Gewehrsalven zu hören. Das Mitmachen an der 1.-Mai-Parade ist für ihn und seine Klasse so selbstverständlich wie die Tatsache, dass sie am Anschluss daran die versprochenen Naschereien nicht erhalten, weil die Partei wieder kein Geld dafür hat. Wie instabil die Lage ist, zeigen die vielen Gerüchte, die kursieren. Ndalu und seine Freunde fürchten sich vor einer Bande, die Schulen überfallen soll. Ein Auto, das in einer Staubwolke auf den Schulhof fährt, reicht aus, damit die ganze Schule Reissaus nimmt, weil sie glaubt, jetzt schlage die Bande auch hier zu. Dabei fährt bloss der Schulinspektor vor.
Ndalu begegnet den Mühen des Alltags mit Ironie und Schlauheit. Gleichzeitig weiss er, dass die unbeschwerten Kindertage zu Ende gehen. Nach den Schulferien werden einige Freunde fehlen, weil sie mit ihren Familien ins Exil gegangen sind. Und der Tod des alten Antonio, dem er viele Fragen stellen konnte, wird auch das Leben zu Hause verändern. (zitiert nach http://www.sikjm.ch/d/rezensionen/datenbank/datenbankprint.php?id=902)


Der Autor Ondjaki mit richtigem Namen Ndalude Almeida, ist 1977 in Luanda, der Hauptstadt von Angola, geboren. Er schreibt nicht nur Gedichte, Kurzgeschichten und Theaterstücke, er tritt auch schon mal selbst als Schauspieler auf, arbeitet an verschiedenen Filmprojekten und malt.
Sprache:Deutsch (übersetzt aus dem Portugiesischen)

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